Vergangene Woche gastierte die Handelskraft Konferenz erstmalig in Frankfurt am Main. dotsource veranstaltete die Konferenz bereits zum vierten Male. Mit dem Warm-Up am Vorabend direkt an der EZB und der Konferenz in der Klassikstadt durfte sich Frankfurt von seiner besten Seite zeigen – und als „Frankfurt based Company“ & langjähriger Partner von dotsource freute uns das natürlich umso mehr!

Dem Motto „The Digital Experience Base – Take part. Connect. Level up.” folgend, erwarteten die rund 200 Teilnehmer Vorträge zu Trends & Innovation, Agilität & MVP (most frequent buzzword), KI (ohne geht ja nicht mehr), CRM Automation und weiteren Themen. Neben dem Inhaltlichen lag der Fokus, wie immer bei dotsource, auf dem Networking, welches durch ausgedehnte Pausen und verschiedene Formate entsprechend unterstützt wurde.

Für die erste Keynote hatte man Delia Wieser von trendwatching.com eingeflogen, die – aufbauend auf ihrem Buch „Trend-Driven Innovation“ – der Frage nachging „Was will der Kunde als nächstes?“.

Ihre These, gleich zu Beginn des Vortrags, lautete „Schaue nicht auf Deine Kunden, schaue auf aktuell erfolgreiche Businesses.“ Die Herleitung dieser These beruht auf der Beobachtung, dass Trends genau dann entstehen, wenn Innovatoren, in einer neuen Art und Weise, auf die grundlegenden Bedürfnisse und Wünsche der Menschen eingehen. Dabei besteht „Change“ nicht darin, dass wir uns als Menschen verändern, sondern sich vielmehr unsere Erwartungen verändern und zwar schnell & radikal. Das Gap, die Lücke, die Differenz zwischen dem aktuell verfügbaren Status und dem Wunschgedanken (Was wollen wir wirklich?) bietet den Raum für Innovation. Dieser „Sweet Spot“ befindet sich also in der Schnittmenge der drei Bereiche Basic Needs (Sicherheit, Sozialbedürfnis, Anerkennung und Wertschätzung…), Drivers of Change (Apple, UBER, amazon, airbnb, KODAK …) und der Innovation an sich.

Trends sind also nicht mehr als Muster in den Kundenerwartungen. Mit die größte Herausforderung sieht Delia darin, dass Erwartungen sich unaufhaltsam übertragen zwischen Unternehmen, Branchen, Ländern und Altersgruppen.

→ Die Erwartungen Ihrer Kunden entstehen außerhalb Ihrer Branche!

Mit wem konkurrieren Sie also wirklich? Es sind letztendlich die globalen Marken, die die Erwartungen wecken und diese verbreiten sich dann schnell, sehr schnell! Deshalb zurück zum Anfang:

→ Schaue nicht auf Deine Kunden, schaue auf aktuell erfolgreiche Businesses!

Handelskraft Konferenz 2019

Delias Company Trendwatch.com bietet übrigens auch einen Newsletter, um sich regelmäßig über Trends informieren zu lassen – ich werde ihn mal testen.

Es gab natürlich noch weitere gute Vorträge. Die Insights von Frank Hanauer zum Thema Content & Commerce waren wirklich beeindruckend und unterhaltsam. Nun sind Farbstifte natürlich auch ein dankbares Produkt um Content zu generieren, aber auch das muss man erst einmal erfolgreich umsetzen. Frank hat aufgezeigt wie sie in der Königsdisziplin „User generated content“ die wirklich große & weltweite Community aktivieren:

  1. Aufruf in den Social Networks Fotos von Bildern, gemalt mit Stabilo Stiften, mit #stabilo zu taggen
  2. Automatisiertes Crawling, welches zusätzlich erkennt, ob Stifte auf dem Foto zu sehen sind
  3. Manuelle Auswahl der schönsten Bilder
  4. Ausgewählte Bilder werden öffentlich kommentiert und zur Verwendung angefragt inkl. aller Rechte etc. – OK via Kommentierung darunter durch den Urheber
  5. Platzierung der Fotos auf der Website inkl. Listung der verwendeten Stifte samt Direktverlinkung in den Online Shop

Spannend auch die Zusammenarbeit mit Influencern – vom Livestreaming (DIY Kurse) bis hin zur gemeinsamen Entwicklung von neuen Produktvariationen, z.B. den Boss Mini Pastell Markern in Kooperation mit Hannah Rabenstein. Dazu kommen zahlreiche „HowTo“ Videos in den YouTube Channels von Stabilo.

Als letztes möchte ich noch kurz auf Jiri Scherer eingehen, der mit seiner Keynote „Simplicity – Prinzipien der Einfachheit“ inhaltlich sehr gut zum Vortrag von Delia (From Trend to Innovation) passte und so den Kreis schließen konnte. Dass der Mensch seine Comfort Zone liebt, ist bekannt. Ebenso der Ansatz, dass Einfachheit hier eine Schlüsselrolle zukommt. („Einfachheit macht glücklich.“) Jiri zeigt übrigens sehr charmant & unterhaltsam auf, wie man das Thema über die Prinzipien für Simplicity angehen kann:

  1. Eine neue Ordnung schaffen – Macht das Sinn so wie es aktuell (an)geordnet ist?
  2. Vergangenheit betrachten – Gibt es Altlasten aus der Vergangenheit; die nicht mehr berücksichtigt werden müssen?
  3. Masse und Ausnahme separieren – Welche Prozesse, Angebote etc. werden oft (von der Masse) und welche selten genutzt? Dinge für die Masse einfacher machen und von den komplizierteren Ausnahmen separieren.
  4. Dinge und Funktionen weglassen – So wie es dasteht, einfach weglassen.
  5. Tätigkeiten delegieren – Wo macht eine Aufgabe am meisten Sinn, wo platziert man sie?
Handelskraft Konferenz 2019

(Graphic Recording by Anne Lehmann
https://annelehmann.de/)

Wie bereits erwähnt, lag ein weiterer Schwerpunkt auf dem Networking. Neben dem einladenden Ambiente und der Konferenzregel generell per Du zu sein, gab es auch thematische Branchentreffs, um Teilnehmer untereinander zu vernetzen. Der Ansatz war gut, die Durchführung noch etwas holprig. Es ist aber auch eine echte Challenge, eine Gruppe von 20 Leuten, die sich nicht kennen innerhalb von 20 Minuten zu knacken und zum Networking zu bringen – bitte dranbleiben und weiter ausprobieren!

Es gab natürlich noch weitere erwähnenswerte Sessions, wie z.B. die spannenden Insights zur Zusammenarbeit zwischen dotsource und netto, die insgesamt ein breites Spektrum rund um die Digitalisierung geboten haben. Ich konnte einige Ideen / Trigger aus den Sessions für mich mitnehmen – noch besser gefallen hat mir allerdings die Zusammenstellung sowie die Offenheit der Teilnehmer. Der Austausch untereinander hat einfach viel Freude bereitet!

Meine Top3 Take-Aways:

  1. Simplicity – es gibt immer mehr als eine Lösung!
  2. Simplicity – Mut haben Dinge bewusst wegzulassen!
  3. Innovation – We live in an Expectation Economy!

Im Fazit also eine sehr gelungene Konferenz – freue mich schon auf nächstes Jahr!