Waren Händler- oder Eigenmarken in der Vergangenheit eher als Produkte aus dem Supermarktregal bekannt, die durch schlichte Verpackung „bestachen“ und weitestgehend ohne viel Werbung daher kamen, existiert mittlerweile auch eine Vielzahl an Premium- Eigenmarken. Diese können optisch sowie qualitativ durchaus mit „eigentlichen“ Markenprodukten mithalten und liegen dennoch preislich unter diesen. Das sind Aspekte, die die Akzeptanz und Meinung bei den Kunden gesteigert haben.

Eine Entwicklung die Händler zunehmend für sich nutzen. Händler werden selbst zu Herstellern und versuchen so betriebswirtschaftliche Vorteile und zusätzliche Marketingpotenziale zu nutzen. Denn vom Konzept über die preisliche Gestaltung bis hin zur Positionierung am Markt kann der Händler alles selbst steuern. Vorteile, die auch immer mehr Online-Händler für sich erkannt haben, die mit Privat Labels oder Eigenentwicklungen in den Markt drängen und so ihr Sortiment erweitern. Eine stärkere Differenzierung zu einer Vielzahl von Online-Händlern mit gleichem oder ähnlichem Produktportfolio ist dabei Ziel der Maßnahme „Eigenmarke“.

Und diese Differenzierung ist notwendig, wenn Online Shops sich gegen Internet Player wie Amazon, Google und Facebook behaupten wollen, die sich immer mehr zu Marktplätzen entwickeln. Nicht selten kaufen Kunden nur noch über solche Marktplätze und kennen den eigentlichen Händlershop nicht einmal. Exklusiv im eigenen Shop erhältliche Eigenmarken können Händlershops helfen, ein eigenes, besonderes Profil zu bekommen und eine loyale Stammkundschaft aufzubauen.

Big Player wie Zalando oder Otto nutzen diese Strategie schon längst und weitere schließen sich an. So glaubt beispielsweise auch Online-Möbelhändler Home24 an die Zukunft von Eigenmarken und arbeitet intensiv an neuen eigenen Produkten. Und der Trend geht weiter.

Ein wesentlicher Vorteil von Eigenmarken für den Händler ist, das gezielt auf Kundenwünsche eingegangen und Bedürfnisse noch vor der Konkurrenz befriedigt werden können. Vorausgesetzt, man kennt seine Kunden, analysiert deren Verhalten richtig und kann, personell wie finanziell gesehen, auf potenzielle Trends zeitnah reagieren. Das richtige Produkt exklusiv im eigenen Online-Shop anzubieten, bindet Kunden dann quasi automatisch?

So leicht, wie die Etablierung einer Eigenmarke scheint, ist es leider nicht. Ausreichende Vorbereitung, ein klares Markenprofil und Durchhaltevermögen sind unabdingbar.

Zu Beginn wird der meiste Traffic, der zur Eigenmarke führt, über die eigene Shop-Suche erzielt und weniger direkt über den Markennamen als Suchwort bei Google & Co. Eine Verknüpfung mit bereits etablierten eigenen Produkten ist deshalb sinnvoll. Zudem hilft eine durchdachte Platzierung im Umfeld vergleichbarer Markenprodukte und lässt unprofilierte Produkte durch Cross Sells profitieren. Zudem wirken sich Kundenempfehlungen positiv auf die Etablierung im Markt aus. Der Einsatz von Recommendation Engines kann sich hierbei lohnen.

Dennoch, bevor eine Eigenmarke sich profiliert hat und vom Kunden nicht nur wegen reiner Kostenersparnis gekauft wird, sondern weil die Marke einer gewissen Erwartung entspricht und gern wieder gekauft wird, ist es oftmals ein langer Weg. Nur für Online-Händler, die über die nötigen Kapazitäten verfügen, sich dieser Herausforderung stellen und die, nicht möglichst gestern, positive Ergebnisse erwarten, können Eigenmarken durchaus eine lukrative Strategie sein.